Apple iPad Software

Alle reden ueber…

… dieses magische und revolutionäre Gerät. Fernsehen, Blogs, Zeitschriften, Tageszeitungen. Überall Berichte über das iPad. Es soll sämtliche gedruckte Medien revolutionieren. Es ist nicht nur fantastisch. Es ist magisch. Es wird unsere Sichtweise auf Computer revolutionieren. Es wird uns revolutionieren. Es wird die Welt revolutionieren. Soweit zumindest der Tenor der euphorischen „Fachpresse“.

iPad

Doch was ist das Besondere an diesem Gerät – diesem iPad? Warum werden so immens hohe Erwartungen daran gestellt? Und warum kann Apple diese erstaunlicherweise auch erfüllen? Worin die wirkliche Revolution in diesem magischen Tablett liegt vermag keiner so recht zu erklären. Nun, ich will es zumindest versuchen.

Zu Beginn will ich Steve Jobs zu Wort kommen lassen:

We are a software company!

Ich finde das beschreibt recht treffend worin der wahre Schatz des iPad liegt. Software. Klingt komisch – ist es aber nicht.
Erstaunlicherweise wird dies besonders offensichtlich wenn man sich die pure Hardware genauer betrachtet. Was sehen wir da? Eigentlich nur eines: ein Display. Und zwar ein Display mit direkter Möglichkeit der Interaktion durch den Benutzer. Ein Touchscreen. OK, das war vor drei Jahren die Revolution – aber heute wohl nicht mehr. Oder doch? Was hebt ein iPad von einem schnöden Fahrkartenautomaten ab? Touchscreens gibt es auch hier nur haben will sie am Automaten eigentlich keiner. Das iPad dagegen…

Unterschiede

Was ist also der Unterschied zwischen guter und schlechter Software? Warum nervt ein Fahrkartenautomat und das iPad fasziniert? Es liegt nicht daran WAS du damit machen kannst – sondern WIE du es machen kannst. Völlig egal ob man auf dem iPad seine Familienfotos anschaut, einen Referat schreibt, im Internet surft oder eben Fahrkarten kauft – es fasziniert und es macht Spass! Genau diese beiden Eigenschaften sind es, die dem bereits angesprochenen Automaten fehlen. Und nein, es liegt nicht daran, dass die Benutzung des Fahrkartenautomaten Geld kostet. Denn selbst Geld ausgeben macht auf dem iPad Spass! Nur wieso macht es Spass? Was macht Apple anders als die Deutsche Bahn?

Exkurs

Wie man merkt fällt die Beschreibung diese Phänomens nicht leicht. Es ist genauso wie es mir immer geht, wenn ich verständnislos gefragt werde: „Ja und wo ist jetzt der wirkliche Unterschied zwischen einem Mac und einem PC?“ Wie gerne möchte ich einfach sagen: „Software!“. Doch aus Erfahrung stösst dies meist auf Verständnislosigkeit. Vor allem bei Leuten, die während des Beratungsgesprächs den stierem Blick nicht vom Prospekt mit den technischen Daten nehmen können. Software ist etwas was man sich im „Internet besorgt“ um irgendwas zu erledigen. Software ist nichts greifbares. Software versteht niemand. Oder wer versteht schon, dass es die Software ist, die einen Klumpen Silicium mit abermillionen Transistoren zum Leben erweckt und daraus einen Webserver, einen PC, einen Mac oder ein iPad macht.

Betriebssystem moderner Computer haben sich eigentlich seit fast 30 Jahren nur wenig geändert. Seit dem Tag als Apple mit dem Macintosh die graphische Benutzeroberfläche einem breiten Publikum zur Verfügung stellte hat sich ausser „bunt“ und „komplexer“ nicht viel getan. Wir arbeiten immer noch mit dieser überholten Metapher des virtuellen Schreibtischs. Es werden meist willkürlich Fenster angeordnet und irgendwo in den tiefen des Systems legen wir unsere Daten in Ordnern ab. Ein System das zwar funktioniert, aber doch gerade bei Neulingen immer wieder auf Unverständnis stösst. Charakteristisch hierfür die immer gleiche Frage von Windows-Nutzern die zum ersten mal vor dem Mac sitzen: „Und wie geht Vollbild???“. Die Leute lieben Vollbild bei Windows! Weil: da gibt es nur noch ein Fenster! Und ein einzelnes Fenster, das kann man überblicken. Und was soll ich sagen: sie haben recht! Fenster, Ordnerstrukturen, Dateiformate, … – eine einzige Qual.

iPhone

Auf dem iPhone schliesslich hat Apple alles anders gemacht. Keine Ordner und Dateien mehr. Keine Fenster, sondern immer Vollbild. Macht auf kleinen Bildschirmen ja auch Sinn. Und – eine Benutzeroberfläche mit möglichst wenig Knöpfen.

Reduce to the max!

War das revolutionär? Es war das einzig sinnvolle und das revolutionäre zugleich. Plötzlich hab ich die Urlaubsbilder nicht mehr in „/Eigene Dateien/Bilder/Reisen/2008/Kreta“ sondern in „Fotos“. Und ich kann sie nicht nur anschauen – ich kann sie anfassen!

Beruehrung

multitouchWo bisher über eine Tastatur (mit vielen vielen Tasten) und eine Maus (schon wieder Tasten) ein Zeiger auf Tasten (!) gelenkt wurde, wird jetzt endlich angefasst! Fotos, Filme, Internet. Ich kann alles mit meinen Fingern berühren und drehen, vergrössern und verkleinern und wieder wegwischen. Das ist es was Spass macht! Ich erlebe meine digitale Welt nicht mehr nur mit Augen und Ohren, sondern ich kann sie fühlen! Naja man hat zumindest das Gefühl, dass man sie fühlt.

Das hat vor allem zur Folge, dass die Technik die dahinter steckt komplett verschwindet. Man nimmt nicht mal mehr das Display wahr. Nur noch „Inhalt“ und „Ich“. Wie im echten Leben. Ich nehme ein Foto, fasse es an, drehe es und schiebe es weg.

iPad

Zurück zum Fahrkartenautomaten. Apple hat genau das gemacht, was beim Fahrkartenautomaten nicht gemacht wurde. Sie sind beim iPad sehr weit gegangen. Sie haben alte Zöpfe abgeschnitten und nicht nur die Tastatur auf den Bildschirm projiziert und die Maus durch den Finger ersetzt. Das überlassen sie der Konkurrenz. Apple hat die Art wie wir Computer bedienen und benutzen revolutioniert. Wirklich von Anfang an neu durchdacht und entwickelt. Und es ist gelungen. Die Faszination liegt in der Liebe und der Perfektion mit der sie diese neue Welt geschaffen haben. Ich kann es leider nicht anders ausdrücken als es nochmals zu wiederholen: Das iPad macht Spass!. Egal was es kann. Ob es druckt oder nicht. Ob es Flash kann oder nicht. Es macht Spass und es fasziniert. Und – es ist die Zukunft. Punkt.

6 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Ryk sagt:

    Extrem schöner Artikel, der das Ganze von einem sehr interessanten Ansatz beleuchtet. Ich bin völlig d’accord! Both thumbs up!

  2. fidel sagt:

    Ich glaube was man beim Thema „Zöpfe anschneiden“ gern vergisst ist die Situation dass Apple dies aufgrund nicht nennenswerter Verbreitung im Firmenumfeld auch einfach kann … was Firmen wie MS und Co so einfach nicht praktizieren könne aufgrund der deutlich höheren Verflechtung.

    Windows XP und IE6 sind dafür tolle Beispiele.

    Davon abgesehen…

    Fenster, Ordnerstrukturen, Dateiformate, … – eine einzige Qual.

    kann ich 1:1 für den Apple-Librayry je app Ansatz so für mich behaupten. Da ziehe ich inidividuell gestalbare ORdner absolut vor …. ist halt letzlich ne Userspezifische Präferenz …nicht mehr und nicht weniger.

    Revolution geht mir da deutlich zu weit 😉

    Gruss
    fidel

    1. apfelbuero sagt:

      Also es gibt durchaus Branchen bei denen Apple eine weitaus stärkere Verbreitung hat als Microsoft. Und diese Firmen „leiden“ auch darunter wenn Apple mal wieder „alles anders“ macht. Ich kenne einiges an professioneller Software die gerade mal zwei Jahre alt ist und trotzdem unter 10.6 nicht mehr brauchbar funktioniert.
      Dass der Business-Markt für Apple aber weniger Relevanz hat als für MS ist natürlich nicht zu bestreiten…

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